Wie geht ́s eigentlich dem Leuchtkäfer?
Zu dieser Frage, liebe Kundinnen und Kunden, haben wir uns schon lange nicht
mehr schriftlich geäußert. Vielleicht wäre es ja zum 45. Geburtstag des
„Leuchtkäfers“ mal wieder an der Zeit.
"Bio" und alles drumherum ist nicht
mehr wie vor 40 Jahren das Thema einiger durchgeknallter WeltverbessererInnen.
Nein, inzwischen ist es voll in der Mitte der Gesellschaft gelandet. Damit hat
sich auch das Tätigkeitsfeld des „Leuchtkäfers“ verändert. War er anfangs noch
neben seiner geschäftlichen Tätigkeit stets auch Pionier, Ideengeber und
Träger, ja Treiber bei den verschiedensten Öko-Themen, so drang dieser Bereich
immer weiter ins gesellschaftliche Bewusstsein vor. Längst sind diese Themen
in allen gesellschaftlichen Bereichen präsent. Gleichzeitig fand natürlich ganz in
der Logik des herrschenden Wirtschaftssystems eine Besetzung des "Bio"-
Marktes/ Handels durch eine Vielzahl von Akteuren statt. Inzwischen mischen
selbst Lebensmittelmultis und -ketten, die vor 30 Jahren die Öko-Bewegung
eher verhöhnten, lustig im Bio-Markt mit. Die Gefahr von Monopolisierung und
damit auch Verwässerung und Verschlechterung von Qualität läuft dabei
fröhlich Hand in Hand stets mit. Nun, was bedeutet das alles für den"alten"
„Leuchtkäfer“, dessen Geschichte stets auf's Engste mit der des Gründers und immer
noch aktiven Betreibers verbunden war? Zwar ist der „Leuchtkäfer“ inzwischen
museal (im Haus der Geschichte in Stuttgart) und auch sonst
ausstellungswürdig (zuletzt im MIK-Stadtmuseum in Ludwigsburg), doch so
ganz mag das Gefühl noch nicht aufkommen, dass das angestrebte Ziel (die
Entwicklung und Etablierung von "Bio" und "Öko") schon erreicht ist. Und
obwohl der amtierende Ladner (gewiss mit einer der Dienstältesten(bundes-
weit) bereits 2020 das Rentenalter erreicht hatte, will sich der „Leuchtkäfer“noch
nicht so recht von der Naturkost-Bühne verabschieden. Aufgrund der oben
beschriebenen Entwicklungen musste der „Leuchtkäfer“ in den letzten Jahren
sein wirtschaftliches Engagement immer weiter vom Ladengeschäft weg nach
Außen verlagern.
“Geld verdient” der Ladner im Moment mit seinem Brotstand auf dem
Ludwigsburger Wochenmarkt sowie mit dem EU-Schulfruchtprogramm.
Innerhalb dieses Programms beliefert der „Leuchtkäfer“ inzwischen über 60
Kindergärten und Schulen mit Obst, Gemüse und Milchprodukten. Die
Bezahlung erfolgt durch die EU. Der reine Ladenbetrieb (der sowieso nur
möglich ist, weil sich das Haus in Familienbesitz befindet) trägt sich
“geradeso”, musste aber dafür die Öffnungszeiten einschränken (Montag und
Mittwoch geschlossen) und wird diese Entwicklung auch noch weiter verfolgen
müssen.
Das heißt, dass der Leuchtkäfer nur noch an den
Markttagen Dienstag, Donnerstag und Samstag geöffnet sein wird. Dies sichert
erstmal seine Existenz, eröffnet Raum für die anderen Tätigkeitsfelder (Markt
und Auslieferungen) und die Verfolgung längerfristiger Ziele. So befinden sich
die Naturkostläden in Pfullingen, Engstingen und Mössingen inzwischen mit im
Familienbesitz. Gelegen im ländlichen Raum in der Nähe des Familien- und
Alters”ruhe”-Sitzes des Ladners auf der Schwäbischen Alb, werden die dortigen
Geschäfte, aufgrund der dort sehr viel geringeren Konkurrenzsituation, wohl
noch einige Jahre für die Besitzer und etliche MitarbeiterInnen “Brot und
Arbeit” gewährleisten. Diese Übergabe an die nächste Generation fordert also
auch noch Zeit und Energie vom “alten” Leuchtkäfer. Er soll wie gesagt in
reduziertem Umfang in Altersteilzeit weiter “arbeiten”.
Eberhard "Pöpel" Simon
im Januar 2022
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